Stiff Rigs

Der Großteil der Karpfenangler, die heutzutage nach englischem Vorbild mit Boilies, etc. auf Karpfen fischen, benutzt geflochtene Schnüre als Vorfachmaterial und dies hat auch seinen Grund.
Geflochtene Schnüre weisen eine hohe Tragkraft bei relativ geringem Durchmesser auf, zudem sind sie deutlich weicher als monofile Schnur. Dadurch verhält sich ein Köder, der vom Karpfen angesaugt wird unter Wasser fast wie ein Köder ohne Haken.
Genauso leicht, wie die Karpfen den Hakenköder einsaugen können, können sie ihn aufgrund des weichen Vorfachmaterials jedoch auch wieder ausblasen.
Dies ist an Gewässern, die unter hohem Angeldruck stehen oft der Fall.

angeln Vor einigen Jahren konnte ich an einem Gewässer, das ziemlich stark mit Boilies beangelt wird, ein Gruppe von Karpfen im Flachwasser beim Fressen beobachten.
Ich warf ca. 1 m entfernt von der Stelle, an der die Karpfen fraßen eine Hand voll Boilies ins Wasser und ging hinter einem Busch in Deckung.
Es vergingen einige Minuten bis einer der Karpfen meine Boilies entdeckte.
Die anderen Fische folgten ihm wenig später.
Im klaren Wasser konnte ich ganz deutlich sehen wie die Karpfen die Boilies mehrmals einsaugten und gleich wieder ausbliesen bevor sie sie fraßen.
Dies gab mir zu denken, denn ich war mir sicher, daß ich, wenn sich unter den
Boilies einer mit Haken befunden hätte, ich beim Angeln vom anderen Ufer aus wahrscheinlich sehr wenig von der Fischaktivität mitbekommen hätte – der Bißanzeiger hätte bestimmt nur ein oder zweimal gepiept , wenn überhaupt.

Ich bin mir ziemlich sicher, daß an Gewässern, an denen die Karpfen schon des öfteren mit Boilies gefangen wurden, wir viele „Bisse“ bzw. den Moment in dem ein Karpfen unseren Hakenköder testet oftmals gar nicht mitbekommen.
In England ist daher in letzter Zeit monofile Schnur als Vorfachmaterial wieder im Kommen, insbesondere die noch relativ neuen Fluorcarbon Schnüre.
Diese Schnüre haben gegenüber herkömmlichen Schnüren den Vorteil, daß sie schwerer und unter Wasser schlechter zu sehen sind.

Warum aber monofile Schnur als Vorfachmaterial werden Sie sich fragen; nun der Gedanke hinter dem Monovorfach ist, daß Mono für den Fisch schwerer auszublasen ist als geflochtene Schnur, da die monofile Schnur ja deutlich steifer ist.
Nun hat man aber wieder das Problem, daß wenn das Vorfach steif ist, sich der Hakenköder nicht mehr so natürlich verhält wie die freiliegenden Köder.
Für dieses Problem gibt es zwei Lösungen; die erste ist ein sogenanntes Kombi- Rig,
die zweite ein sogenanntes Stiff – Hinge Rig (flexibles Monovorfach).
Beim Kombi – Rig knotet man ein ca. 3 cm langes Stück Monoschnur an den Haken und knotet dies dann an ein ca. 15- 20 cm langes Stück geflochtene Schnur, welches man dann mit einem Wirbel mittels eines Knotens verbindet.
Nun verhält sich der Hakenköder aufgrund des geflochtenen Materials wie ein freiliegender Köder, jedoch kann der Karpfen ihn aufgrund des steifen Mono -Vorfachmaterials in Hakennähe nur schwer wieder ausblasen. angeln

Die zweite Alternative ist, daß man ein Monovorfach fischt, jedoch am Wirbel statt eines gewöhnlichen Knotens eine Schlaufe bindet, welche man zusätzlich noch mit etwas Sekundenkleber sichert. Dies ermöglicht es dem Hakenköder sich trotz des steifen Vorfachmaterials frei zu bewegen.
Eine weitere Möglichkeit ist, anstatt des Schlaufenknotens einen sogenannten Uni link Wirbel zu verwenden. Hierbei handelt es sich um einen gewöhnlichen Wirbel, der zusätzlich noch mit einem kleinem Ring verbunden ist. Der Ring gewährleistet, ebenso wie der Schlaufenknoten, daß das steife Monovorfach sich frei bewegen kann.
Die Uni link swivels werden von den Firmen Rod Hutchinson , ESP und Fox
in mehreren Größen angeboten.

Persönlich bevorzuge ich die zweite Variante ( reines Monovorfach mit einem Uni link Wirbel), da das Fischen mit einem reinen Monovorfach zudem den Vorteil hat, daß sich die Montage so gut wie nie verheddert und das Vorfach aufgrund seiner Steifheit stets gestreckt am Gewässerboden liegt.
Beim Fischen mit dem Monovorfach bzw. englisch dem Stiff Rig kommen Schnurdurchmesser von 0. 40 mm aufwärts zum Einsatz.
angeln Besonders empfehlen kann ich drei Schnüre, die ich auch persönlich regelmäßig benutze.
Dies sind Illusion von der Firma Fox, Stiff Stuff von Rod Hutchinson, sowie das Bristle Filament von Drennan / ESP .
Fast ausschließlich wähle ich eine Tragkraft von über 20 lbs (außer beim Bristle Filament von ESP, wo mir 15 lbs ausreichen) ; ich tue dies aus zwei Gründen.
Zum einen sind Schnüre von 20 lbs und mehr deutlich steifer als z. B. 12 lbs Schnüre, was den oben beschriebenen Effekt beim Ausblasen des Hakenköders noch verstärkt, zum anderen fische ich oft an Gewässern mit vielen Hindernissen, daher benötige ich eine etwas stärkere Vorfachschnur.
In den vergangen zwei Jahren habe ich sehr viel mit erwähntem Stiff Rig gefischt und damit einige sehr schöne Fische fangen können.
Als Vorfachmaterial bevorzuge ich Fluorcarbon Schnüre, da sie schneller sinken als normale Monoschnur und unter Wasser für den Fisch schlechter wahrzunehmen sind, weil sie das Licht schwächer reflektieren.

Ein positiver Nebeneffekt des steifen Vorfachmaterials ist, daß sich Ihre Montage fast nie verheddert und der Gebrauch eines Anti – Tangle Schlauches in den meisten Fällen überflüssig ist.

An Gewässern mit hohem Flußkrebsbestand fische ich fast ausschließlich mit
steifen Fluorcarbonvorfächern, da die Krebse Montagen mit geflochtenem Vorfachmaterial mühelos verheddern können und somit eine vernünftige Präsentation meines Hakenköders nicht möglich ist.
Ein steifes Monovorfach hingegen können die Krebse nicht verheddern.

Zu Ende meines Artikels möchte ich Ihnen noch eine Vorfachvariante vorstellen, welche in England momentan sehr beliebt und auch erfolgreich ist.
Es handelt sich hierbei um das sogenannte Spinner oder auch Terry Hearn Rig .
Spinner Rig deshalb, weil das Rig so flexibel ist und sich der Hakenköder sehr frei bzw. natürlich bewegen kann.
Englisch : To spin = wirbeln, (herum)-drehen.

Eine Montage hat in erster Linie die Aufgabe den Hakenköder so natürlich wie möglich zu
präsentieren. Natürlich muß man auch in der Lage sein mit ihr einen gehakten Fisch landen zu können.
Ideal ist die Präsentation, wenn sich der Hakenköder am Gewässerboden so verhält , wie die freien, angefütterten Köder.
Ich denke , wenn Sie sich das Foto / die Zeichnung des Rigs ansehen, werden Sie sehr schnell erkennen, welche Vorteile das Rig bietet.
Aufgrund der Zweiteilung des Vorfachs hat der Hakenköder ein hohes Maß an Spielraum und verhält sich somit sehr natürlich am Gewässerboden.

Da beide Vorfachteile mit steifem Material , ideal ist das ESP Bristle Filament, gebunden sind, liegt das Vorfach nach dem Auswerfen stets gestreckt am Gewässerboden.
Dies gewährleistet ein hohes Hakpotential des Rigs, denn der Fisch spürt , sobald er den Hakenköder eingesaugt hat , das Gewicht das Bleies und wird somit (hoffentlich) gehakt.
Den Haken binden Sie mit dem sogenannten no knot Knoten an.
Machen Sie 4-6 Wicklungen und lassen etwas Vorfachmaterial überstehen.
Aus diesem können Sie dann das D an der Hakenrückseite machen, indem Sie das überstehende Ende wieder durch das Öhr zurückführen.
Vorher fädeln Sie aber noch einen 4,5 mm Ovalring auf das überstehende Stück Nylon, da an diesem später das Pop up mittels eines Bait Bands (Gummis) befestigt wird.

Wichtig ist , daß Sie , wenn Sie den Haken mit der Spitze von sich weghalten ,
das überstehende Ende auf der linken Seite ins Hakenöhr zurückführen, da dies später Einfluß auf den Winkel hat, wie der Haken samt Pop Up am Gewässerboden steht .
Nachdem Sie das überstehende Stück Vorfachmaterial wieder durch das Öhr zurückgeführt haben, schneiden Sie es nicht zu knapp ab.
Mit Hilfe eines Feuerzeuges können Sie am Ende einen kleinen Klumpen schmelzen, der verhindert, daß das Stück Schnur wieder durch das Öhr zurückrutscht und somit der am Ring befestigten Köder abfallen könnte.
Das Gegengewicht (Knetblei) zum Pop up können Sie prima am mittleren Uni link – Wirbel befestigen.

Terry Hearn verwendet dieses Rig hauptsächlich in Verbindung mit Pop ups (schwimmenden Ködern) , es funktioniert aber auch prima mit sinkenden Ködern.
Es empfiehlt sich Monorigs stets gestreckt, z. B. auf einem Rig board oder in einem Stiff Link Pouch aufzubewahren. angeln

Abschließend sei noch erwähnt, daß ich nicht der Meinung bin, daß diese Art von Vorfach zwingend notwendig ist.
Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen diese Art von Montage lediglich vorstellen, so daß Sie selbst für sich entscheiden können, ob Sie den Einsatz an Ihrem Gewässer für notwendig oder überflüssig halten.
Ich persönlich habe z. B. das Spinner Rig zwar getestet , halte es aber an einem Großteil der Gewässer für unnötig.
Falls Sie beispielsweise Probleme mit Fehlbissen haben, was viele Gründe haben kann,
so probieren Sie doch einfach mal das hier beschriebene Stiff Rig, vielleicht hilft es Ihnen ja den einen oder anderen schönen Karpfen zu fangen.

Christian Finkelde

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Ch. Finkelde / www. carpgate.de

Autor dieses Artikels
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ArturO

Der Rhein als Hausgewässer ermöglicht es mir auf diverse Fried- und Raubfische zu angeln. Wenn ich nicht angle bin ich höchstwahrscheinlich im Kino oder genieße eine gute Folge meiner Lieblingsserien.
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