Das Thema Blei und dessen Gefährdung für Umwelt und Lebewesen ist ja nicht erst seit gestern in aller Munde. Schaut man z.B. in skandinavische Länder wie Norwegen oder Dänemark, so stellt man fest, dass dort bereits seit einigen Jahren ein rigoroser Kurs gegen das Schwermetall gefahren wird. Und auch hier ein Deutschland zeichnet sich ein Wandel ab. Seit Anfang diesen Jahres dürfen z.B. Jäger in den bayerischen Staatsforsten nur noch mit bleifreier Munition jagen. Auch die Jagd in der Nähe von Feuchtgebieten darf mittlerweile nicht mehr mit bleihaltiger Schrotmunition erfolgen.
Interessant an der Sache ist halt, dass sich Blei sobald es in die Umwelt gelangt, eine Schutzschicht zulegt welche verhindert, dass das Material weiter verrottet und in die Umwelt übergeht. Diese Schutzschicht besteht aus Bleioxid und wird in der chemischen Fachsprache auch als Passivierung bezeichnet. Klingt ja zunächst recht positiv. Anders sieht es aber aus, wenn Lebewesen, seien es jetzt Bakterien oder im Wasser und Boden enthaltene Kleinstlebewesen das Blei aufnehmen – von Säugetieren reden wir erst gar nicht… Diese sind quasi das Fundament einer jeden Nahrungspyramide. Je weiter oben man in der Nahrungskette steht, desto mehr Blei hat sich angereichert. An dieser Stelle seien die Schwäne in England zu erwähnen, dort gibt es Studien und signifikante Nachweise über deren Bleivergiftung im Laufe der letzten Jahrzehnte.
Die Angelindustrie hinkt dem sich mittlerweile anbahnenden Bleiverbot in Deutschland nach wie vor aber noch hinterher. Bisher gibt es wenig käufliche Alternativen. Klar, man kann Edelstahl Jigköpfe kaufen oder wenn man selber Jigs gießen sollte, das Blei durch Zinn oder ähnliche Materialien mit einem niedrigen Schmelzpunkt substituieren.
Die Fliegenfischerindustrie hat hier bereits vor Jahren den Anfang gemacht. Dort werden viele der ursprünglich aus Blei bestehenden Jigfliegen bzw. deren Köpfe mittlerweile aus Wolfram – neudeutsch Tungsten– hergestellt. Das ist mit Sicherheit eine gute Alternative – wenn man es sich leisten kann.
Theoretisch kann man auch einfach die Edelstahlmuttern aus dem Eisenwarenhandel nehmen und als Bleiersatz verwenden. Ebenso konnte ich schon Leute mit angebohrten Steinen mit eingeklebten Wirbeln am Wasser sehen. Das dürfte mit Sicherheit die natürlichste und umweltverträglichste Methode sein. Allerdings lassen sich die meisten Gesteinsarten nicht ohne großen Aufwand einfach mal so anbohren… außerdem nehmen einige Gesteinsarten Wasser auf und dunsten es dann in der Tacklebox aus. Das führt zu Rost und einem sehr ungünstigen Müffelgeruch in der Angelkiste.
Eine weitere Alternative stellen leere Geschosshülsen da. Sie bestehen aus Messing und sind ein Abfallprodukt von Jägern und Sportschützen. Wenn man mal auf einem Schießstand war, kommt man nicht umhin die in den einzelnen Kabinen aufgestellten Hülsensammeleimer zu bewundern. Je nach Region kommt da pro Monat schon der eine oder andere Zentner an Hülsen zusammen. Diese Hülsen lassen sich recht einfach in angeltaugliche Bleialternativen umwandeln. Vor der Verarbeitung bietet es sich an, die Hülsen zu reinigen da sich an diesen oftmals noch Verbrennungsrückstände sowie Bleireste befinden. Ich für meinen Teil fülle die Hülsen bevor ich sie mit 2 Komponentenlack auffülle noch mit Kugellagerkugeln, alten Schrauben oder anderen schweren Metallresten auf. Das sorgt für zusätzliches Gewicht. Messing selbst besitzt leider keine so hohe Dichte wie Blei aber mehr als Eisen – immerhin. Hinzu kommt, dass sich die Messingfarbe mit längerer Exposition (Wasser etc.) farblich verdunkelt – was uns natürlich entgegen kommt. Wer es gar nicht erwarten kann, kann seine Hülsen auch ätzen oder mit Edding bemalen.