Wie bereits allseits bekannt zieht es mich ja jedes Jahr in die Grenzstadt Furth im Wald. Viele, meine Eltern und Freunde eingeschlossen können das nicht verstehen – vermutlich weil sie noch nie dort waren. Klar, es kommt auch immer drauf an wie man gestrickt ist. Ich persönlich kann mit Städten und Kultur recht wenig anfangen (bin bekennender Kulturbanause). Wenn man in der Großstadt wohnt sind die seltenen Momente der Freiheit und Unbekümmertheit besonders wertvoll und genau deswegen komme ich nach Furth im Wald. Hier kann ich abspannen und einfach die Seele baumeln lassen…achja und das Angeln an der Chamb trägt natürlich auch seinen Teil dazu bei. Zugegeben, für zweibeinige Kormorane ist die Chamb nichts, da der Fischbestand etwas schwach ist und die äußeren Umstände wie etwa das Indische Springkraut das Angeln teilweise immens erschweren. Der Fluss selber hat landschaftlich sehr viel zu bieten, wer also nicht nur durch das Fangen eines Fisches Entspannung und Befriedigung erfährt wird alleine schon durch die äußeren Eindrücke an der Chamb aus dem tristen Alltag gerissen. Der Brotfisch ist hier ganz klar der Aitel (Döbel). Forellen werden zwar besetzt aber fehlende Schutzmaßnahmen (Schonstrecken), striktere Fangbeschränkungen sowie Verbote bei der Köderwahl (kein Tauwurm in den ersten Teilabschnitten der Chamb) verhindern meines Erachtens langfristig einen gesunden Fischbestand dieser Art. Wie dem auch sei, ich komm trotzdem jedes Jahr gerne wieder. Egal wie der Fischbestand aussieht, schließlich zieht es mich nicht nur zum Fischen nach Furth im Wald aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte.
Dieses Jahr ging’s denkbar ungünstig los. 6 Wochen lang mieses Wetter in Bayern, aber der Urlaub war schon gebucht und geplant!!!. Der Pegel war bis zwei Tage vor meiner Anreise normal, doch dann schoss er plötzlich nach oben – Warnstufe 1 (zugegeben, es hatte etwas stärker als sonst geregnet). Außerdem sollte dies das erste Treffen mit einem Angelkumpel (Robert) aus Sachsen werden.
Nach der Ankunft im Hotel Postgarten ging’s dann erstmal an die Chamb, Pegel gucken. Der Blick von der Brücke brachte ernüchternde Klarheit…braune Wassermassen wälzten sich in dem sonst so kleinen Flüsschen gen Horizont…na herrlich. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich schon irgendwo auf nem Dreibeinhocker mit Tauwurm auf Aal ansitzen, was für einen eingefleischten Spinnfischer mit der Todesstrafe gleichzusetzen ist. Nichtsdestotrotz wagten wir am kommenden Tag den Gang ins Sportgeschäft Schromm um uns mit dem Nötigsten sowie einer Wochenkarte für die Chamb einzudecken. Wenig später ging es dann gleich ans „Pfitzer Wasser“. Das ist Strecke 1 auf dem Lageplan. Bis vor wenigen Jahren war dieser schöne Gewässerabschnitt oberhalb der Brücke am Freibad bis hin zum Woodsteg nur den Einheimischen vorbehalten. Seit ca. 2 Jahren (Stand 2010) darf man nun auch als Gastfischer dort angeln. Ein paar Würfe unter die Brücke brachten für meinen Kollegen Robert bald die erste Bachforelle. Ein schönes Tier von gut 38cm. Damit hatte keiner von uns gerechnet. Das kaffeebraune Wasser war zu diesem Zeitpunkt ca. ½ Meter über normal und ziemlich stark strömend. Dennoch konnte der Fisch den Spinnköder zielsicher packen. Wirklich verblüffend. Dann ging es weiter stromaufwärts. Aufgrund der Wassertrübung achteten wir nicht sonderlich auf unsere Deckung obgleich uns die Forelle eigentlich ein Hinweis darauf hätte sein müssen, dass die Fische trotz der Trübung ihre Umgebung exzellent wahrnehmen. Wenig später gesellten sich noch ein paar schöne Aitel zu der Forelle, mehr war an dem Tag einfach nicht zu holen.
Noch ein paar Worte zum Pfitzerwasser: Meines Erachtens sind zum Forellen/Aitelfischen das Pfitzerwasser sowie der obere Teil der Strecken zwei und drei am Besten dafür geeignet. Landschaftlich bieten Pfitzerwasser und Strecke drei unterhalb des Klärwerks die meisten Reize. Die Strecken vier und fünf sind eher für Ansitzangler geeignet, hier ist die Strömung etwas geringer und der Fluss relativ gerade. Wer Fliegenfischen möchte ist an der Strecke Drei unterhalb des Klärwerks gut aufgehoben, dort finden sich einige Abschnitte die sich recht gut befischen lassen. Bei den meisten anderen Strecken ist einfach zu viel Vegetation im wege, es sei denn man fischt watend was durchaus möglich ist, da die Chamb meistens nur zwischen 30 und 70cm tief ist. Natürlich gibt es auch tiefere Stellen, keine Frage.
Der nächste Tag begann wie der Erste endete: Mit angeln. Direkt nach dem Frühstück ging’s ans Wasser an die Stadtstrecke. Wieder konnten wir einige schöne Aitel überlisten. Erfreulicherweise ging auch das Hochwasser stetig zurück. Was blieb war leider die braune Modderfärbung des Wassers. Schade, da ich extra mein Unterwassergehäuse für die Kamera mitgenommen hatte, um den Usern von angeln-24.de einige Unterwasserdrillaufnahmen präsentieren zu können. Ein paar Tage später sollte es dann doch klappen, soviel vorweg. Das Wetter war mittlerweile auch besser geworden. Hatten wir die Woche davor bayernweit mit Regen und Unwettern zu kämpfen, brannte die Sonne jetzt gnadenlos vom Himmel und das bei schlappen 26°-31°. Dabei den ganzen Tag mit Watstiefeln durchs Unterholz zu klettern ist fürwahr keine Freude…Wohl dem der sich in weiser Vorhersicht mit Funktionswäsche eingedeckt hat….Den Nachmittag bei brütender Hitze verbrachten wir mit Fliegenfischen auf Lauben. Abends zogen einige Wolken auf und es drohte ein Gewitter (welches sich letztendlich in ein paar Tropfen Regen äußerte). Also zogen wir noch mal los um unser Glück auf Zander zu versuchen. Abgesehen von einigen Köderverlusten konnten wir aber keinen Kammschupper auf die Flossen legen.
Am kommenden Morgen ging es dann erstmal an die Strecke unterhalb des Klärwerks. Auf den ersten Kilometer begleiten einen noch die obligatorischen Schaumkrönchen (nein liebe Schleppfischer, hier sind nicht die Unwetter-Schaumkrönchen gemeint, die man am See kurz vor einem Sturm beobachten kann^^) die sich aber immer mehr verloren. Optisch hat diese Strecke einiges zu bieten. Unterholz, viel Vegetation, abwechslungsreiche Flussstruktur und natürlich auch Fisch. Wir hatten mehr oder minder Glück und konnten einige Kapitale Aitel auf die Schuppen legen. Abends dann ging’s noch mal an Strecke eins, Lauben mit der Fliege befischen.
Der kommende Tag wurde erstmal mit einer Polizeikontrolle auf der Straße zwischen Furth im Wald und Arnschwang eingeläutet. Als uns plötzlich ein silberner Kombi mit raschem Tempo in einer Kurve überholte fluchten wir erstmal ziemlich über den Verkehrsrüpel, als dann auf der Heckscheibe in roten Lettern „Polizei, bitte folgen“ aufblinkte wussten wir was Sache war. Die Kontrolle verlief routinemäßig, Personalien wurden überprüft, ebenso wie Fahrzeugpapiere und Führerschein. Auf die Frage hin ob wir in Tschechien waren bzw. verbotene Gegenstände mit uns führen würden, wurde unsererseits erstmal die Gegenfrage gestellt was er denn unter verbotenen Gegenständen verstehen würde. Daraufhin kam die Antwort „Waffen, Messer und dergleichen“. Normalerweise sagt einem der gesunde Menschenverstand wenn ein Ordnungshüter vor einem steht und die Frage stellt am besten zu verneinen….nun, ich sagte ihm ich hätte ein Filetiermesser dabei, welches er dann auch gleich in Augenschein nehmen wollte. Nach einem kritischen Blick und einer Geruchsprobe der Klinge lies sich der Beamte dann auch von dem eigentlichen Einsatzzweck des Messers überzeugen. Fällt angeblich unter Brauchtum. Auf ein Abschiedsfoto mit den beiden Beamten musste ich leider verzichten, die haben sich leider verwehrt. (Man muss dazu sagen, dass ich für eine Sicherheitsfirma arbeite und es immer wieder erheiternd ist, wenn man dort in geselliger Runde von solchen Ereignissen berichten kann). Wie dem auch sei, anschließend ging’s zügig weiter zum Fischen. Die Ausbeute beschränkte sich hauptsächlich auf Aitel. Nach dem Mittagessen ging’s dann wieder rasch zurück ans Wasser. Am späten Nachmittag, als wir die eine gute Strecke hinter uns gebracht hatten, zogen wir noch mal mit den Hechtruten los um Meister Esox auf die Schuppen zu legen. Wenig später hörte ich dann Robert vom anderen Ufer zu mir rüber krähen. Seinen zappeligen Bewegungen nach zu schließen hatte er entweder einen spastischen Anfall oder einen Fisch am Band. In beiden Fällen müsste ich den Burschen helfen, also Rute in den Busch gepfeffert und die Beine in die Hand genommen. Und tatsächlich, der Bursche hatte was am Band, allerdings nicht den erhofften Esox sondern einen stattlichen Zander. Gar nicht übel. Das Bier ging an diesen Abend übrigens auf seine Kosten. Dem Zander sei Dank. Der letzte Tag brachte noch eine Überraschung. Wir durften einen kleinen privaten Bach befischen der seit einigen Jahren schon keinen Angler mehr gesehen hatte. Der Bachforellenbestand dort stellte sich als sehr sehr gut heraus, allerdings bedingt durch Nahrungsmangel waren das nur sog. Steinforellen. Dennoch, Drillspaß war garantiert. Die kleinen Forellchen stürzten sich mit einer Gier und Aggressivität auf die Köder die ihres gleichen sucht. Auf einer Länge von 800m konnten wir weit über 15 Forellchen haken (viele gingen aber während des Drills verloren wegen akrobatischer Flugeinlagen). Der Bach selber beherbergt auch einen guten Krebsbestand, leider nicht mit den einheimischen Krebsarten. In dem Bach entstanden auch einige Unterwasseraufnahmen. Die Forellen verstanden es sich immer irgendwie irgendwo selber zu haken…in den seltensten Fällen hing der Haken sauber im Mundwinkel. Vielleicht komme ich nächstes Jahr wieder in den Genuss das Bächlein heimsuchen zu dürfen, wir werden sehen.
Wie das immer so ist verging auch dieser Urlaub viel zu schnell. Aber Furth im Wald hat auch mehr als nur eine gute Fischerei zu bieten. Wer „gezwungen“ ist mit seiner Liebsten oder/und seinen „Reproduktionsprodukten“ den Urlaub zu gestalten kommt auch hier auf seine Kosten. Empfehlenswert sind der Flederwisch (hier kann der Nachwuchs selber Papier herstellen), das Drachenmuseum, die Further Felsengänge (N49 18.550 E12 50.610) und natürlich der Wildgarten Furth im Wald [N49 18.763 E12 51.582] (siehe dazu gesonderter Bericht auf der Page). Wer den Wildgarten besuchen möchte informiert sich am besten vorher per Telefon 09973/2933 über die aktuellen Termine der Führungen. Im Moment (Stand Frühjahr 2010) finden die Führungen immer So, Di und Do gegen 14 Uhr statt. Bei Gruppen wird um Voranmeldung gebeten. Wie jedes Jahr sind auch dieses Jahr wieder neue Elemente im Wildgarten hinzu gekommen. Als da wären die Daphne (eine Symbiose aus nackter Frau und Baumstamm) sowie einige Holzbauten und Hütten. Im Laufe des Jahres wird das Angebot aber noch erweitert.
Vielen Dank auch an die Pension Postgarten (N49 18.569 E12 50.463) für die komfortable und bequeme Unterkunft und den tollen Service, ich komme sicher wieder.