Nachdem der Trip nach Furth im Wald an die Chamb dieses Jahr ein ziemlicher Flopp war, zumindest aus anglerischer Sicht, beschlossen ein Freund und ich doch mal eine kleinen mehrtägigen Ansitz auf Karpfen und Waller zu wagen. Gesagt, getan. Die Planung war recht zügig abgeschlossen, es sollte an die Vils gehen, einem kleinen Flüsschen in Bayern. Darüber hinaus handelt es sich hierbei um eine vom Verein gepachtete und bewirtschaftete Strecke, man könnte theoretisch also mit guten Fischbesatz rechnen. Los sollte es am Dienstagmorgen um 6.15 gehen. Daraus wurde 6:30 aber egal. Trotz der frühen Zeit schafften wirs mitten in den Berufsverkehr zu geraten. Super…stop and go…dauer des ganzen Spaßes betrug ca. 40 Minuten. Aber mit lauter Musik und guten Gesprächen lässt sich auch das überstehen. Die Strecke von München zu besagten Vilsabschnitt beträgt etwa 140km. Trotz der frühen Uhrzeit holte uns die Hitze recht zeitig ein. Soll nichts anderes heißen als Arschwasser bis zum Abwinken. Unangenehm aber das nimmt man gerne in Kauf wenn einem dafür kapitale Fänge winken. Nach etwas über 1,5 Stunden standen wir am Wasser. Traumhaft, einfach nur Traumhaft. Seerosen und absolut unberührte Natur. Nach einer kurzen taktischen Besprechung gings dann an den Aufbau. Tobi legte eine Rute auf Waller und eine auf Karpfen aus. Ich beschloss tagsüber auf Karpfen und nachts auf Wasser/Aal/Zander zu gehen. Zumindest in der Theorie. Zuerst begannen wir damit Köderfische zu fangen. Normalerweise beißen sie ja nicht wenn man sie braucht aber diesmal funktionierte es wirklich perfekt. Nachdem Tobi seine Wallermontage mit Boje abgespannt hatte und der Rest des Lagers provisorisch aufgebaut war, gings zur Magenpflege. Soll heißen Tobi zauberte ein wunderbares Mittagessen. Ganz ehrlich, man kann sich keinen besseren Outdoorkoch wünschen. Der hats echt drauf. Allein schon die Tatsache, dass ich normalerweise bei Angeltripps immer mehrere Kilos zu verlieren pflege (außer eben bei Trips mit Tobi) spricht eigentlich schon für sich. Na egal, nach dem Mittagessen richtete ich meine Karpfenruten her. Eine sollte direkt von dem Seerosenfeld liegen, die andere in der Mitte des Flusses. Tobi versenkte sein Eisen auch direkt von den Seerosen. Nach dem Auslegen kehrte erstmal Ruhe ein. Die üblichen Arbeiten wie Umgebung erkunden, Feuerholz suchen, Feuerstelle anlegen, Schirme aufspannen usw. gingen routiniert und schnell von der Hand. Gegen 17 Uhr waren alle Dinge geregelt und wir total verschwitzt aber glücklich. Das Abendessen war wieder vorzüglich, den Abwasch übernahm natürlich ich, hatte Tobi ja quasi die alleinige Arbeit mit dem Kochen gehabt. Während ich also den Abwasch tätigte, spannte Tobi seine Wallermontage Richtung Seerosen und nahm dabei gleichzeitig ein erfrischendes Bad. Kurz vor der Dämmerung holte ich meine Karpfengerten ein und beschloss noch eine Runde mit der Spinnrute zu drehen. Außer einigen kleinen Barschen war allerdings nichts zu holen. Zurück im Lager montierte ich beide Ruten mit einer kleinen Laube (ca. 10cm) um den heimischen Zandern und Aalen nachzustellen. Als es dann langsam dämmerte gings ans Lagerfeuer entzünden. Natürlich klassisch mit Feuerstahl und Zunder welchen wir uns aus Totholz, Reisig und Birkenrinde herstellten. Nach einigen Minuten glomm bereits ein kleines Glutnest im Zunder.Wenig später hatten wir ein kleines aber feines Feuer und grillten und noch als kleinen Nachtisch ein paar Würstel. Herrlich. Als weniger herrlich gestaltete sich leider die Nacht. Nachdem es tagsüber so warm war und wir ordentlich geschwitzt hatten, waren die Mücken natürlich besonders scharf auf uns, bzw. auf mich. Im Gegensatz zu Tobi hatte ich es im wahrsten Sinne des Wortes verschwitzt ein Bad zu nehmen. Was die ganze Nacht folgte war einfach nur unheilig. Ich fungierte quasi als zweibeinige Bluttankstelle für die Zweiflügligen Mistviecher. Trotz massiven Einsatzes von Deet (Anti-Mücken Mittel) hatte ich die Nacht vielleicht 2h Schlaf. Als ob das noch nicht genug wäre musste ich im 20 Minuten Takt raus aus dem Schlafsack weil sich der Bißanzeiger meldete. Bevor die Aale oder Zander sich meine Köder schnappen konnten, waren bereits die kleinen Waller schneller. Irgendwann gab ich dann resigniert auf nachdem der x-te Kleinstwaller einen kurzen Landgang gemacht hatte stellte ich meine Ruten an den Baum und versuchte trotz Mücken irgendwie ein bisschen Schlaf zu bekommen. Erfolglos. Dafür wurde ich zwischen 4 und 5 mit einer Morgendämmerung vom feinsten gesegnet. Einfach gigantisch. Zwar wollte ich Bilder machen aber die Kamera lag im Auto und der Schlüssel hatte Tobi und der lag – wie sollte es anders sein – wie ein Baby auf seiner Liege und schlief tief und fest. Man(n) hätte fast neidisch werden können. Egal, nachdem die Uhr 8 Uhr geschlagen hatte, schälte sich auch er aus seinem Schlafsack. Es wurde ausgiebig gefrühstückt und ich legte meine Karpfenruten wieder aus. Kurz nach dem Frühstück pfiff Tobis Karpfenrute ab. Nach einem kurzen aber heftigen Drill konnte er einen kleinen Schuppi von ca. 14 Pfund landen. Ein guter Start für den Tag. Da geht sicher noch mehr – dachten wir. Der Rest des Vormittags ging recht zügig vorbei. Mittagessen war wieder erste Sahne. Danach hielt ich kurze Siesta, schlaf nachholen. Allerdings nur etwa 50 Minuten. Genau die Zeitspanne die ich brauchte um festzustellen, dass die Ameisen eine Autobahn durch meinen Schlafsack gelegt hatten. Und ich wunderte mich schon warums zwickt und zwackt. Dachte das wären die psychosomatischen Nachwehen aus dem Berufsleben, aber weit gefehlt. Glücklicherweise warens „nur“ ein paar schwarze Ameisen. Nachdem ich eines meiner Liegenbeine aus dem Ameisenbau entfernt hatte, wars mit dem Spuk vorbei. Die 50 Minuten Schlaf, bzw. intensiven Kontakts zur Natur waren doch soweit „erfrischend“, dass ich es vorzog nochmal mit der Spinnrute loszuziehen. Also schnell die Karpfenruten eingeholt, Ködertasche geschultert und ab gings Richtung Vilskanal. Nach ca. 10 Kleinstbarschen und einem passablen Döbel stellte ich die Fischerei aufgrund der großen Hitze ein. Das Schwitzwasser stand ca. 1cm hoch in meinen Neoprene Watstiefeln…. Die Konsequenz der schweißtreibenden Fischerei zog ich im Anschluss. Hose runter und bredlnackert in die Vils. Alle Fische die jetzt noch nicht blind waren oder freiwillig an Land sprangen haben entweder geschlafen oder sind in Duldungsstarre verfallen ?. Tobi nahms gelassen. Eine dicke Zigarre paffend stand er am Ufer und meinte nur ob ich mit dem Wurm anfüttern möchte…hätte er wenigstens Tauwurm gesagt…aber egal .Nach dem „Bad“ beschloss ich alle meine Ruten mit größeren Toten Köderfischen auszustatten. Eine Begutachtung des Wallerköders von Tobis Rute zeigte deutliche (!!!) Bissspuren die nicht von einem Waller stammten. Dem Bissmuster nach zu urteilen handelte es sich um einen Hecht mit einem Gebissdurchmesser von 19cm… also ein ziemlich kapitales Exemplar. Der Abend rückte näher und ich legte meine Ruten wieder aus. Kurz nach dem Auslegen schwamm ein Biber direkt an unserem Angelplatz vorbei ohne auch nur im entferntesten von uns Notiz zu nehmen. Kurz darauf flog noch ein Eisvogel die Flussschleife in der wir uns eingenistet hatten entlang und setzte sich auf der anderen Seite auf einen Totholzast um von dort zu jagen. Gebannt beobachteten wir dieses Schauspiel. Hier war die Natur noch in Ordnung, zumindest halbwegs. Kurz vor der Dämmerung drehten die Mücken und die Bremsen nochmal richtig auf. Auch die Fasanen, welche hier übrigens häufig vorkommen, ließen es sich nicht nehmen einmal quer durch unser Lager zu fetzen und ihr markantes „Gogok“ ertönen zu lassen. Klasse, das nenn ich Entspannung vom urbanen Alltag. Nachdem das Mittagessen etwas schmaler als gewohnt ausfiel kredenzte Tobi zum Abendessen nochmal ordentlich auf. Schweinenackensteaks mit Nudeln und Brot. Genial. Wie gewohnt, Kochen er, Abwasch ich. Nach dem Essen wurden dann die Montagen für die Nacht fertig gemacht und scharf gestellt. Kurz nach Einbruch der Dämmerung konnten wir einige Meter flussaufwärts ein deutliches Klatschen hören. Meine erste Vermutung war, dass ein Lümmel der hiesigen Dorfjugend vorne am Wehr ne Arschbombe gemacht hat aber dieses Geräusch wiederholte sich mehrmals und kam rasch näher. Es war ein Waller der auf Raubzug war. Gigantisch, sowas muss man mit eigenen Augen gesehen und mit den Ohren gehört haben. Bei dem Tier handelte es sich um kein kleines Exemplar. Tobi, der über sehr viel Erfahrung im Welsfischen besitzt schätze das Tier auf über 150cm. Wahnsinn, hoffentlich geht der nachts auf seinen Köder… Das war das Highlight des sogenannten Abendsprungs. Die Weißfische stiegen wie verrückt und egal wohin man blickte konnte man Fischaktivität wahrnehmen. Gute Voraussetzungen möchte man meinen. Ein Blick auf den Mond dämpfte meine Erwartungen allerdings etwas…kurz vor Vollmond… erfahrungsgemäß ist es nach dem Vollmond besser. Egal, die Hoffnung stirbt zuletzt. Also wieder ein dezentes Feuerchen angemacht, eine Flasche Bier geköpft und ne dicke Zigarre verpafft, so ging auch dieser Abend zu Ende. Die Nacht gestaltete sich ruhig, nur gelegentlich mal ein Piepse auf dem Bißanzeiger und, der Körperhygiene sei Dank, kein Problem mehr mit den Blutsaugern. Das wars aber auch schon mit den Vorteilen. Nachteilig wirkte sich das Fehlen sämtlicher Wolken am Nachthimmel aus. Die Temperaturen sanken empfindlich und Liegen und Schlafsack waren von Kondenswasser durchfeuchtet. Aber egal, die Nachtverlief ohne weitere Störungen und ich erwachte ausgeruht aus meinen Träumen. Trotz der vielversprechenden Signale des Vorabends hatten wir nicht eine verwertbare Aktion an unseren Ködern gehabt. Schade, aber that´s fishing. Was solls. Das Übelste an solchen Trips ist immer das Einpacken…mit großem Unwollen packten wir zusammen, vernichteten die Spuren unseres zweitägigen Aufenthalts und fuhren gemütlich zurück nach München.
Sehr schöner Bericht – auch die Fotos sind klasse. Werde mir sobald wieder etwas Zeit übrig ist auch die anderen Berichte durchlesen Schreibstil gefällt. VG Andy