Wer kennt das nicht. Man kauft eine Rute online, sie wird geliefert und irgendwie ist man mit der Balance nicht zufrieden. Das sind halt die Nachteile des online Kaufens. Aber andererseits spart man sich gegenüber dem Kauf beim Fachhändler vor Ort meist einen nicht ganz unwesentlichen Teil an €.
Grundsätzlich bin ich für „buy local“ aber wenn die Preisersparnis beim Onlinekauf die 20€ deutlich überschreitet, setzt bei mir der finanzielle Erhaltungstrieb ein und ich sehe mich gezwungen bei einem Online Händler zu kaufen. Theoretisch kann man die Rute ja dann auch wieder zurück schicken. Anders sieht es beispielweise bei Ruten aus, die mit älteren Rollen 1a ausbalanciert waren aber mit den neueren Rollen in Leichtbauweise einfach nur noch kopflastig sind. So erging es mir Anfang 2019 als ich im Keller meine alten Rutenbestände durchging. Da fanden sich einige Schätzchen die ich dieses Jahr wieder mit ans Wasser nehmen wollte. Allerdings hatte ich in der Zwischenzeit viele meiner Alurollen gegen Rollen in Leichtbauweise eingetauscht bzw. ersetzt. Faulenzen war damit noch möglich, jiggen hingegen war einfach nur unangenehm, selbst wenn ich die Rute am Vorgriff gepackt habe. Also was tun? Grundsätzlich hat man mehrere Möglichkeiten.
- Alte SIC Ringe gegen leichtere Ringe z.B. AGS Ringe von Daiwa austauschen
- Kontergewichte im Griff einbauen und so für ordentliches Gegengewicht sorgen
- Kompletten Rutengriff inkl. Rollenhalter entfernen und diesen weiter nach oben versetzen was eine Verlagerung des Schwerpunktes nach sich zieht und ggf. weitere Würfe ermöglicht da der Hebel nun länger ist.
Da ich ein Freund von radikalen Lösungen bin, habe ich mich für Variante 3 entschieden. Insgesamt sollten drei Ruten umgebaut werden. Dabei ging es mir weniger darum, die Ruten möglichst stylisch herzurichten sondern vielmehr darum die alten Dinger wieder praxistauglich zu machen.
Projekt 1: Savage Gear MPP 2,4m bis 90g Wurfgewicht
Eine geile Rute! Der Blank ist für den Preis der absolute Hammer. Leider ist der Griff der Rute megahässlich und klobig. Ein echtes Arbeitstier eben. Bei einem Preis von 60€ kann man auch nicht viel erwarten. Da ich die Rute aber zum Jiggen hernehmen möchte, musste ich unbedingt etwas an der Balance und am Griff selbst ändern. Folglich wurde der gesamte untere Teil der Rute gerippt. Soll heißen: Startring wurde entfernt, Griff und Rollenhalter wurden ebenfalls abgemacht. Eine Arbeit die sowohl brachiale Gewalt als auch Fingerspitzengefühl verlangt. Vor allem das Entfernen des Rollenhalters ist eine Wissenschaft für sich und etwas tricky. Wenn man hier nicht aufpasst, ist die gesamte Rute hinüber.
Nach langem hin und her entschied ich mich für einen Rollenhalter mit Down Lock und in Skelettoptik, auch wegen des Gewichts. Nachdem die Rolle ursprünglich schon einen Moosgummigriff hatte, blieb ich diesem Material treu – allerdings in einer deutlich schlankeren Version. Das Auge fischt ja schließlich mit. Der Umbau dauerte etwa. 1,5h (Trockenzeit des Lacks und des Klebers nicht mitgerechnet). Jetzt passt die Rolle wirklich perfekt.
Wer gerne wissen möchte, wie die Rute vor der OP aussah, kann hier den ursprünglichen Testbericht zur Rute lesen.
Projekt 2: Jackson The Shad Rod H
Diese Rute war von Natur aus schon immer recht kopflastig. Der Griff wurde hier vom Hersteller recht kurz gewählt. Entsprechend lagen Umbaupläne für diese Rute schon recht lange vor. Gesagt, getan. Ich stehe ja voll auf diese Rollenhalter bei denen man den Finger direkt auf den Blank legen kann. Greys hatte vor einigen Jahren die Prowla Serie raus gebracht. Dort verfügten einige Ruten über einen solchen Griff. Sehr praktische Dinger. Eigentlich schwebte mir ja so ein Griff/Rollenhalter vor wie bei der alten Skeletor von Berkley. Leider konnte ich den entsprechenden Rollenhalter nirgends finden. Also Griff ich auf eine Variante zurück, welche den Greys Rollenhaltern recht ähnlich sieht.
Richtig eklig ist es Ruten zu rippen die über Metallringe, sogenannte Winding Checks oder andere Zierelemente aus Metall verfügen. Diese sind meist so millimetergenau an den Blank angebaut, dass man sie nicht entfernen kann ohne den Rutenblank zu schädigen. Mit etwas Feingefühl geht aber auch das. Möchte man bei seinen Umbauten wieder einen zweigeteilten Rutengriff haben wie ihn fast alle modernen Spinnruten besitzen, sollte man sich darüber im klaren sein, dass während des Umbaus bei lackierten Blanks gewisse Abnutzungserscheinungen entstehen. Bei der Jackson Rute war z.B. die grüne Farbe komplett zerkratzt. Das sah ziemlich bescheiden aus. Auf Umlackieren hatte ich keine Lust. Eine Folierung in Carbonoptik wollte ich bei der Rute auch nicht machen. Folglich entschied ich mich für die Quick&Dirty Lösung, den Schrumpfschlauch. Klingt seltsam, ist aber einfach und vor allem praxistauglich.
Projekt 3: Quantum Energy Bass
Diese Rute sticht vor allem durch seinen blauen Blank hervor. Eigentlich eine optisch recht ansprechende Rute. Bloß der Griff passt von den Proportionen leider gar nicht zu dem dünnen Blank. Wie schon bei der Jackson Rute wurde durch das Entfernen des Griffs und des Rollenhalters die Farbe des Blanks in Mitleidenschaft gezogen und sah absolut nicht mehr schön aus. Schrumpfschlauch wollte ich zum Überdecken der Farbe nicht benutzen. Hier kam dann Carbonfolie zum Einsatz. Als Rollenhalter verwendete ich ein Modell mit Aussparungen. Das passt, zumindest für mein Empfinden, recht gut zum Gesamtbild der Rute. Wer wissen möchte wie die Rute ursprünglich aussah, kann sich hier den Bericht dazu ansehen.
In Summe kann man folgende Rechnung für den Umbau einer Rute aufmachen:
Bindegarn für den Leitring: 2€
2K Lack 4€
2K Kleber 4€
Rollenhalter ~ 5€
Moosgummigriff pro Rute ca. 8€
Pingback: Angelruten Tuning – Griffe umbauen – Angler Blog
Pingback: Umbau einer Savage Gear MPP Rute – Angler Blog