Mittlerweile gibt es angeln-24.de schon weit über ein Jahrzehnt lang. Ein triftiger Grund sich mal wieder mit seinen Wurzeln und der Gründungstruppe zu einem gemeinsamen Fischen zu verabreden. Im Klartext heißt das, dass sich die eigentlichen Gründungsmittglieder zu einem gemeinsamen Angelturn verabreden. Da es aber nur noch zwei aktive Angler aus der Gründungsära gibt, die sich weder durch berufliche noch durch weibliche Umstrukturierungsmaßnahmen vom Angeln abhalten ließen, fiel es nicht schwer einen geeigneten Zeitraum sowie eine so dachten wir, geeignete Location zum gemeinsamen Fischen zu finden.
Die geplante gemeinsame Angelwoche fand Ende Juli statt, Artur (unser Admin) kam mit dem Auto aus Köln angefahren um gemeinsam mit mir einige schöne und erholsame Tage inmitten der wunderschönen und unberührten Natur Süddeutschlands zu genießen. Leider erwies sich das Wetter bereits im Vorfeld als äußerst unkooperativ. Eine Hitzewelle mit deutlich über 30°C suchte den Süden heim und sorgte mit seinen fast schon tropischen Temperaturen dafür, dass die Gewässer stark aufgewärmt waren und die Raubfische alles andere als in Beißlaune waren – ganz im Gegensatz zu den Mücken und Bremsen. Die ersten vier Tage standen ganz im Zeichen des Schleppangelns auf Hecht. Ab und an wurde auch mal ein paar Stunden lang gezielt versucht den Räubern an der einen oder anderen verdächtigen Stelle mit den entsprechenden Ködern nachzustellen – fast vergeblich. Immerhin konnten wir durch die permanente Ruderei etwas für unsere Oberkörper tun…und die Landschaft aussen herum war alles andere als unansehnlich. Irgendwie hatte das erste Gewässer was von Skandinavischen Seen. Überall große Findlinge im Wasser und richtig schöner borealer Nadelwald außen herum. Klasse. Die Wassertemperatur betrug leider deutlich über 20°C und die Fische, abgesehen von den allzeit aktiven Brachsen und anderen Weißfischen, verbrachten ihre Tage und teilweise auch Nächte damit faul am Gewässerboden bzw. in den tieferen Schichten herum zu gammeln. So wurde die Zeit genutzt um neue Köder zu testen und ein paar Laufvideos zu drehen. Aber selbst das kann einen echten Angler nicht darüber hinweg trösten, dass man einen Schneidertag nach dem anderen einfährt…So kam es dann auch, dass in der größten Mittagshitze auch keine Siestas eingeführt wurden die wir unter den überhängenden Ästen am Ufer des Sees verbrachten. Eine ziemlich chillige Angelegenheit. Ärgerlicherweise waren die geflügelten Plagegeister auch sehr sehr zutraulich. Selbst die chemischen Keulen die man so im Handel erwerben kann, brachten nur kurzzeitig Linderung. Seltsamerweise sind diese Tierchen echt wählerisch. Während ich über alle Maßen gepisackt wurde, saß Artur nur wenige Zentimeter entfernt entspannt auf der Ruderbank und genoss das stichfreie Leben. Aber gegen die kleinen nichtstechenden Fliegen (keine Ahnung wie die heißen) konnte auch er nichts machen. Diese besagten Fliegen kamen mit einsetzten der Dämmerung heraus und hatten ihre wahre Freude daran uns in sämtliche Körperöffnungen zu fliegen, vornehmlich aber in Ohren, Augen, Mund und Nase. Herrlich… auch die Zeckenpopulation konnte sich sehen lassen. Ab und an musste man halt doch das Ufer ansteuern und Proviant aufladen bzw. seine Notdurft verrichten. Kaum berührte man nur die Ufervegetation, schon saßen die kleinen blutrünstigen Sucker auf der Hose der unteren Extremitäten. An und für sich halb so wild wären da nicht so hässliche Sachen wie FSME, Borrelien, Rickettsien und Wollbachien die einem das Leben zur Hölle machen können.
Die nächste interessante Tatsache ist, dass es offensichtlich (glücklicherweise) Orte in Deutschland gibt, die nicht von Funkmasten gespickt sind. So gut wie dort habe ich selten zuvor geschlafen. Allerdings war die absolute Isolation von Internet und anderen sozialen „Instanzen“ nicht ganz so einfach zu verkraften. So far…
Ein kleiner Regenschauer am letzten am ersten Gewässer brauchte die so ersehnte Luftdruck- und Temperaturänderung, zumindest kurzzeitig. Dies schienen auch die Fische zu bemerken und plötzlich wurden die sonst so trägen Räuber aktiv…wenn auch nur für ein sehr kurzes Zeitfenster. Plötzlich schienen sich die Hechte und einige vorwitzige Barsche für unsere Köder zu interessieren. Zu unserer Verteidigung muss ich noch anfügen, dass über den gesamten Zeitraum in dem wir uns am ersten Gewässer befanden die anderen Angler die dort fischten ebenfalls nichts fingen. Es lang also nicht nur an unseren Fähigkeiten…
Der Wechsel zum zweiten Gewässer unserer Wahl erfolgte Mittwochabend. Das immer noch vorhandene Hochdruckgebiet dämpfte aber unsere Hoffnung auf einen erfolgreichen Abschluss unserer Tour. So kam es dann wirklich, dass der erste Tag wieder verhältnismäßig mau ausfiel. Erschöpft und frustriert zogen wir uns abends in unsere Unterkunft zurück. So hatten wir uns unser Treffen eigentlich nicht vorgestellt. Zumindest ein paar schöne Fische für die Kamera sollten doch zu fangen sein…als Angler muss man irgendwo auch Optimist sein, sonst braucht man gar nicht erst ans Wasser gehen denn irgendwas stimmt immer nicht, seis der Ort, der Köder oder das Wetter, irgendwas versauts einem theoretisch immer.
Wie so oft war es der letzte Tag der alles raus riss, zumindest halbwegs innerhalb weniger Stunden konnten wir beide ein paar schöne Hechte zu einem Landgang überreden und das trotz den widrigen Bedingungen. Nach Abschluss der Fischerei ließen wir den Tag am Lagerfeuer ausklingen und den Urlaub vor dem inneren Auge nochmal Revue passieren.
Eine Kleinigkeit möchte ich euch aber nicht vorenthalten. Am ersten Tag an unserem Zweitgewässer wurden wir kontrolliert von einem „Fischereiaufseher“. Normalerweise ist es in Bayern üblich, dass der Fischereiaufseher seine amtliche Marke vorweisen kann und diese auf Verlangen des zu Kontrollierenden auch vorweisen muss. Nun, der stark adipöse Herr im T-Shirt des dort ansässigen Fischereivereins zeigte mir auf meine Bitte hin anstatt seiner Marke seinen normalen Fischereischein. Naja, ich wollte nicht weiter nachhaken da der Herr uns anscheinend schon über die halbe Strecke die wir an dem Tag gemacht hatten, hinterhergeschlichen war was man an den kapitalen Schweißflecken unterhalb der Achseln sowie zwischen seinen respektablen Brüsten sah. Auf die Frage hin was momentan so am Gewässer beißt und wie die Einheimischen hier Hecht fangen druckste der Gute deutlich verlegen herum. Als er dann schließlich sagte, dass wir mit unseren Kunstködern hier nichts fangen werden war die gespielte Enttäuschung unsererseits vermeintlich groß. Wir verabschiedeten uns freundlich und hofften dem Herren sobald nicht wieder zu begegnen.
Bitte versteht das jetzt nicht falsch, Fischereiaufseher sind bei heutiger Zeit leider absolut notwendig und stellen eine wertvolle Stütze des Vereins da aber eine gewisse Sachlichkeit und Freundlichkeit gegenüber Gastanglern kann man schon erwarten, schließlich finanzieren wir durch unsere Tageslizenzen direkt den Fischbesatz des Vereins. Und durch die geltenden Regeln und Limits wird verhindert, dass zu viel Fisch entnommen wird.
In diesem Falle stand dem guten Herren das Misstrauen regelrecht uns Gesicht geschrieben. Dass es auch anders geht, konnte ich an dem Gewässer 3 Monate zuvor erleben. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit hielt ein Auto in der Nähe unseres Angelplatzes und wir konnten damals im fahlen Dämmerlicht eine Person erkennen die alsbald in den Büschen verschwand. An und für sich nichts Ungewöhnliches. Als besagte Person 10 Minuten später leise wie eine Katze zwischen uns inmitten unseres Angelplatzes auftauchte, lief uns der Hintern erstmal auf Grundeis. Wer zum Henker war das und was will der von uns? Eine Schrecksekunde später stellte sich der Herr als Fischereiaufseher vor und wir wurden freundlich und ordnungsgemäß kontrolliert. Auch seine Marke zeigte der Herr unaufgefordert vor. Auf die Frage hin was in letzter Zeit so gefangen wurde, gab er uns eine konkrete Antwort und verabschiedete sich dann nach einem kleinen Plausch wieder Richtung Auto. Gut, die Sache mit dem Anschleichen hätte er sich sparen können aber ansonsten lief das alles bilderbuchmäßig ab. So soll das sein.